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Narzissmus

Spielzeugfiguren, die bewegt werden können

Heutzutage wird viel über Narzissmus geschrieben und das Wort scheint mittlerweile eine Art „Modewort“ geworden zu sein. Ich möchte hier an der Stelle betonen, dass es auch einen gesunden Narzissmus gibt. Jeder sollte – wenn es darauf ankommt – einen gesunden Egoismus haben, in dem man sich um sich selbst kümmert und auf seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse achtet.
Auch wenn das Verhalten tatsächlich sehr egoistisch geprägt ist oder wenig Empathie aufzeigt, dafür aber jede Menge Aufmerksamkeit gefordert wird, muss nicht gleich ein Mensch mit einer narzisstischen Akzentuierung oder einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung dahinterstecken. Eine narzisstische Persönlichkeitsakzentuierung ist gekennzeichnet durch verstärkte, aber noch der Norm entsprechende Persönlichkeitsmerkmale. Es kann z. B. sein, dass sie nur in bestimmten Situationen stärker hervortreten. Man spricht daher von flexiblen Verhaltensmustern, während die narzisstische Persönlichkeitsstörung (NPS), die im DSM-5 (, ein internationales Diagnosemanual für psychische Störungen, das vor allem im amerikanischen Raum genutzt wird), ein rigides, d.h. starres Verhaltensmuster aufweist. Wie allen Persönlichkeitsstörungen gleich, sind es tiefgreifende und dauerhafte Muster von Erleben und Verhalten, die über lange Zeiträume hinweg bestehen und mit Beginn des Erwachsenenalters diagnostiziert werden können. Für die Diagnose der narzisstischen Persönlichkeitsstörung müssen gemäß DSM-5 u.a. mindestens fünf von 9 Kriterien erfüllt sein, die man im Internet mit entsprechend schneller Recherche nachlesen kann.
 

Diagnose einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung

Das Problem der Diagnose liegt oftmals darin, dass ein Mensch mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung recht selten einen Therapeuten oder Psychiater aufsuchen wird. Persönlichkeitsstörungen sind ich-synton, das bedeutet vereinfacht gesagt, er hat kein Problem mit sich, nur die anderen haben Probleme mit ihm. Die Chance auf eine Diagnose besteht dann, wenn er, und dies passiert nicht so selten, aufgrund einer Depression oder einer Sucht, die beide die Folge einer narzisstischen Krise sein können, keinen anderen Ausweg mehr weiß als psychiatrische oder psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Aber auch dann stellt die Therapie laut Studien eine Herausforderung, aufgrund fehlender Einsichtsfähigkeit, dar. Diese wäre notwendig, um eine Veränderungsbereitschaft herbeizuführen.

 

Aber wie genau verhält sich ein Mensch mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung und wie funktioniert narzisstischer Missbrauch?

Narzisstischer bzw. emotionaler Missbrauch läuft meist im „stillen Kämmerlein“ hinter geschlossenen Türen ab, sodass er über lange Zeit, manchmal viele Jahre, unbemerkt bleibt. Während der Narzisst nach außen die Fassade eines charmanten, freundlichen und hilfsbereiten Menschen aufrechterhält – jemand der scheinbar alles für seine Familie, den Partner oder das Team am Arbeitsplatz tut, kennen die Menschen im direkten Umfeld, d.h die engsten Familienmitglieder, Partner oder die Mitarbeiter, das wahre Gesicht hinter der Maske. Insgesamt führt dies dazu, dass den Opfern des Narzissten oft nicht geglaubt wird, wenn sie von ihren schlimmen Erfahrungen berichten und mit rationalen Argumenten abgespeist werden. Das nötige Verständnis, Unterstützung und Hilfe bleiben aus.
 

Wie stellt sich der Missbrauch dar?

  • Manipulation und Täuschung: Die Opfer werden nach und nach in ein Labyrinth aus Lügen und Illusionen gezogen, ohne es zu merken. Narzissten sind gut im Täuschen, haben sie es häufig von klein auf gelernt.

  • Gaslighting: Eine Form psychischer Manipulation, durch die das Opfer gezielt verunsichert wird, sodass es allmählich seiner eigenen Wahrnehmung und Erinnerung nicht mehr traut.

  • Entwertung und Idealisierung: Der Narzisst wechselt zwischen beiden Phasen, sodass das Opfer eine emotionale Verwirrung erlebt.

  • Kontrolle: Jede Handlung wird kontrolliert, bzw. vorgeschrieben. Der Narzisst muss immer die „Oberhand“ haben.

  • Isolation: Familie und Freunde werden entwertet, um Einfluss von außen zu verhindern und Abhängigkeiten zu schaffen.

  • Wutausbrüche und Launenhaftigkeit: Auf geringste Kritik oder Widerspruch wird unverhältnismäßig reagiert.

  • Ein harmonisches Zusammenleben funktioniert nicht. Der Narzisst „liebt“ es zu streiten, kann er dadurch wieder „seinen“ Willen durchsetzen und sein eigentlich kleines „Selbst“ aufwerten. Auch Kompromisse werden aus diesem Grund nur selten bzw. oft mit Widerwillen, der sich in beleidigtem Verhalten zeigt, toleriert.

  • Entzug von Zuneigung, oft auch „Silent Treatment“: Emotionale Kälte, Distanzierung und Schweigen werden eingesetzt, um Opfer zu bestrafen oder zu manipulieren, sodass sie häufig schon zuvor aus Furcht vor der bekannten Reaktion, klein beigeben.

  • Projektion: Der Narzisst schiebt dem Opfer die eigenen ungeliebten Anteile wie Fehler, Ängste oder negativen Eigenschaften zu. Das Selbstwertgefühl des Opfers wird dadurch immer kleiner.

  • Keine Verantwortung: Die Schuld für Probleme und Konflikte liegen immer beim Opfer, nie beim Narzissten. Sie sind nicht in der Lage Verantwortung für irgendwas zu übernehmen.

  • Verdeckte Drohungen: indirekte Andeutungen oder unterschwellige Bemerkungen sorgen für ein Gefühl der ständigen Unsicherheit und Bedrohung.

  • Triangulation: Der Narzisst bringt andere Menschen, wie Freunde oder Kollegen, ins Spiel, um das Opfer eifersüchtig zu machen oder seine Position zu schwächen.

Wie erleben die Betroffenen den emotionalen Missbrauch?

  • Abhängigkeit: Es kann vom narzisstischen Menschen eine emotionale Abhängigkeit geben.

  • Gefühl der Wertlosigkeit: Durch ständige Kritik und Abwertung sinkt der Selbstwert.

  • Verwirrung: Durch Gaslighting wird das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung untergraben.

  • Emotionale Erschöpfung: Die ständige emotionale Kontrolle und Manipulation können zu chronischem Stress und Erschöpfung führen. Zudem braucht der narzisstische Mensch jede Menge Aufmerksamkeit, wodurch die eigene Energie leiden kann.

  • Isolation: Durch den Verlust des sozialen Umfelds können „Realitätsprüfungen“ durch Befragungen der Freunde weniger stattfinden.

  • Schuldgefühle: Die Opfer werden häufig für die Probleme verantwortlich gemacht und fühlen sich schuldig, obwohl sie nichts falsch gemacht haben.

  • Angst und Unsicherheit: Unberechenbares Verhalten und schnelle Stimmungswechsel des Narzissten halten die Opfer vor der nächsten emotionalen Verletzung in Alarmbereitschaft.

  • Ambivalente Gefühle: Opfer haben ambivalente Gefühle zwischen Liebe und der Hoffnung, dass alles besser wird, während sie evtl. bereits um den Missbrauch wissen oder zumindest erahnen, dass irgendetwas anders ist als es eigentlich sein sollte.

Narzisstischer Missbrauch ist oft auch für die Opfer schwer zu erkennen, da er schleichend beginnt und man lange Zeit oder viele Jahre im Unklaren bleibt, was tatsächlich geschieht.

Trennt sich das Opfer vom Narzissten oder bricht den Kontakt ab, ereilt es die narzisstische Wut wie ein Boomerang. Sie entsteht aus der Unfähigkeit, Kritik oder Ablehnung zu verarbeiten, und dient als Abwehrmechanismus, um das fragile Ego zu schützen.​​
 

Diese Wut kann sich auf verschiedene Weise äußern:

  • Wutausbrüche und Aggression: Der Narzisst reagiert mit heftigen emotionalen Ausbrüchen oder gar Drohungen.

  • Rachsüchtiges Verhalten: Der Narzisst versucht, dem ehemaligen Opfer durch Verleumdungen im sozialen Umfeld, Stalking oder Manipulation zu schaden.

  • Schikanen: Der Narzisst kann weiterhin Kontrolle ausüben, indem er versucht, das Opfer emotional zu manipulieren oder es unter Druck zu setzen.

 

Wenn der Narzisst keine Kontrolle mehr ausüben kann, übernehmen sogenannte Flying Monkeys - die von einem Narzissten manipuliert oder instrumentalisiert werden – die Führung. Diese Menschen unterstützen den Narzissten häufig unwissentlich, denn sie kennen häufig nur die Wahrnehmung des Narzissten, d.h. sozusagen„nur eine Seite der Medaille“. Flying Monkeys können Freunde, Familienmitglieder oder sogar Arbeitskollegen des Narzissten sein, die durch seine Manipulation dazu gebracht werden, unbewusst oder bewusst zu seinem Missbrauch beizutragen. Dies kann das Opfer nach der Trennung emotional stark belasten und den Heilungsprozess erschweren.
 

Nach einer Trennung können Flying Monkeys folgende Funktionen übernehmen:

  • Spionage: Sie geben jegliche Informationen über das Opfer an den Narzissten weiter, um dessen Kontrolle oder „Machtspielchen“ aufrechtzuerhalten.

  • Verleumdungskampagnen: Sie verbreiten negative Gerüchte und unwahre Geschichten über das Opfer, um dessen Ruf zu schädigen oder es weiter zu isolieren.

  • Emotionaler Druck: Sie versuchen, das Opfer dazu zu bringen, wieder Kontakt mit dem Narzissten aufzunehmen oder den Kontakt zu halten, indem sie Mitleid zugunsten des Narzissten erregen oder Druck ausüben.

  • Schuldzuweisungen: Sie stellen den Narzissten als Opfer der Trennung dar und geben dem eigentlichen Opfer die Schuld am Ende der Beziehung.

  • Gaslighting: Sie zweifeln an den Erlebnissen und Wahrnehmungen des Opfers und stellen die Realität so dar, dass der Narzisst positiv und das Opfer negativ erscheint. Zum Tragen kommt hier häufig, dass sie – wie bereits geschrieben – den Narzissten nur auf „seiner Bühne“, den „Gut-Menschen“ erlebt haben und nicht beurteilen können, was dahinter passiert ist oder wie er tatsächlich sein kann.

Aus der Abhängigkeit, die mit einer narzisstischen Beziehung verbunden ist, herauszukommen, ist ein riesiger Schritt, denn das Vertrauen in die eigene Intuition und der eigene Selbstwert wurden häufig systematisch zerstört.

Mit meiner Arbeit unterstütze ich Menschen dabei mit dem Ziel zu verstehen, was Ihnen passiert (ist), den Manipulationen eine Grenze zu setzen, ihrer eigenen Wahrnehmung wieder zu vertrauen und ihre negativen Selbstwertproblematiken selbst zu lösen.

Ich freue mich auf Sie!

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