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Was sind psychodynamische Abwehrmechanismen?



Das Profil einer Frau mit Pferdeschwanz, deren Kopf im grünen Nebel liegt. Der Bildhintergrund ist ebenfalls grün


Abwehrmechanismen funktionieren weitestgehend unbewusst und dienen dazu, Konflikte, die man auf innerlich-psychischer Ebene nicht lösen kann, einer äußeren Schein-Lösung zuzuführen. Das bedeutet, der Konflikt besteht zwar im Inneren weiterhin, im Äußeren jedoch wurde eine Lösung gefunden. Dadurch wird der Konfliktdruck vordergründig nicht mehr spürbar. Die daraus resultierende Abwehr des Konflikts stellt bei Menschen sozusagen eine Schutzfunktion dar.


Jeder von uns verwendet Abwehrmechanismen ziemlich regelmäßig im Alltag, um die innere psychische Verfassung vor schädigenden äußeren Einflüssen zu schützen. So können innerliche psychische Konflikte, aber auch zwischenmenschliche Konflikte besser reguliert werden. Das häufig unbewusste Ziel dabei ist, Entlastung zu schaffen in dem z. B. bedrohliche oder schmerzhafte Situationen, Impulse oder Affekte, d. h. intensive Gefühle von z. B. Angst abgewehrt werden können. Negative oder schmerzhafte Emotionen können reduziert oder auch ganz aus dem Bewusstsein verdrängt werden.

 

Im Folgenden führe ich einige der bekanntesten Abwehrmechanismen auf:


Identifikation: Bei diesem Abwehrmechanismus identifiziert sich eine Person mit ihrem Ideal, d. h. einer anderen Person, zu der sie aufschaut oder die sie für etwas bewundert. Das Ziel dabei ist, die eigenen Selbstzweifel zu überdecken und den Selbstwert zu erhöhen.


Idealisierung/Entwertung: Das Gegenüber wird in gute und böse Anteile gespalten, wobei infolgedessen entweder nur die guten Anteile (Idealisierung) oder nur die bösen Anteile (Entwertung) wahrgenommen werden. Dieses Schwarz-Weiß-Denken ist u.a. ein typisches Merkmal der narzisstischen Persönlichkeitsstörung, da Menschen mit dieser Störung, Schwierigkeiten damit haben das Gegenüber in seiner Ganzheitlichkeit zu betrachten.


Regression: Bedeutet einen Rückfall in frühere, meist kindliche, abgeschlossene Entwicklungsphasen. In der Paarbeziehung findet nach einem Konflikt z. B. eine Trotzreaktion des Partners statt. Das Ergebnis ist dabei, sich nicht versöhnen zu müssen oder die nötige Verantwortung zu übernehmen.


Reaktionsbildung: Eine nicht akzeptierte Empfindung (Freud nannte es Triebimpuls) wird ins Gegenteil verkehrt. Z. B. findet man dies häufig bei Stalkern. Die unerwiderte, unglückliche Liebe zu einem Menschen schlägt um in Hass mit dem Ziel, einen Umgang zu finden für den inneren Schmerz und die Enttäuschung.


Rationalisierung: Rechtfertigungen von Verhalten, Gedanken und Gefühlen durch vermeintlich rationale Gründe. Die tatsächlichen Gründe werden im Unterbewussten abgewehrt. Wenn z. B. jemand, der Flugangst hat, immer wieder betont, dass er aus vermeintlich rational verständlich und logischen Gründen gerne 3 Tage mit dem Auto fährt, um ans Ziel zu kommen.

 

Projektion: Unliebsame Eigenschaften oder Schwächen an sich selbst, werden unbewusst abgelehnt und auf das Gegenüber, d. h. eine andere Person übertragen. Dies geschieht häufig bei der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung (Borderline). Projektionen sind dann Ausdruck, um die eigene innere Instabilität oder die Angst vor dem Verlassenwerden nach außen zu tragen.

Bei der narzisstischen Persönlichkeitsstörung dienen Projektionen dazu, das fragile Selbstwertgefühl zu schützen. Die eigenen unliebsamen Eigenschaften werden häufig dem Gegenüber zum Vorwurf gemacht. Bsp. „Du bist so egoistisch, neidisch, geizig, etc.

 

Verdrängung: Tatsachen werden vergessen oder ausgeblendet und man schafft sich eine eigene Realität. Häufig dient das Vergessen dem Fernhalten von Unerträglichem oder Bedrohlichem für die Psyche. Ein erlittenes Trauma, wie z. B. sexueller Missbrauch in der Kindheit wird häufig von der Psyche verdrängt.


Verschiebung: Negative Impulse oder Empfindungen werden nicht gegen den oder das gerichtet, der oder das sie ausgelöst hat, sondern werden auf eine andere Person oder ein anderes Objekt verschoben. Beispiel, die Wut auf den Chef, die nicht öffentlich geäußert werden kann, richtet sich nach der Arbeit am Abend gegen den Partner.


Sublimation: Triebe oder Triebimpulse, werden so ausgelebt, dass sie gesellschaftlich anerkannt und akzeptiert werden. Z. B. kann aggressives Verhalten in sportlicher Aktivität bzw. Kampfsport ausgelebt werden.


Wendung der Aggression gegen das Selbst (Autoaggression): Aggressionen, die z. B. früherer Bezugspersonen gewidmet sind, aber nicht nach außen dringen konnten, um die Beziehung nicht zu gefährden, richten sich gegen die eigene Person, z. B. durch selbstverletzende Handlungen wie das Ritzen der Haut.


Konversion: Innere psychische Konflikte werden als Körpersymptome, auch somatische Symptome genannt, spürbar, ohne einen medizinischen Ursprung zu haben. Ein Konflikt wird vom Bewusstsein nicht akzeptiert und „konvertiert“ dadurch in eine körperliche Erscheinung. Die körperlichen Erscheinungen haben häufig einen symbolischen Charakter. Z. B. etwa anhaltende und immer wiederkehrende Magenschmerzen für eine unlösbare Situation, die einem „auf den Magen geschlagen ist“.Essen tritt auf, wenn man isst, um emotionale Gefühlszustände zu befriedigen und nicht, weil man Hunger hast.



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